Eine kurze Geschichte,
die für die Situation geflüchteter Kinder aufmerksam macht und zugleich ermutigt, Freundschaften zu schließen:
Lena hat das neue Mädchen schon länger beobachtet. Es steht am Rand des Spielplatzes und bleibt immer in der Nähe ihrer Mutter. Lena hat das Mädchen noch nie auf dem Spielplatz gesehen, aber beim Einkaufen im Supermarkt ist es ihr schon aufgefallen. Sie hat so schöne Haare und ganz große dunkle Augen. Lena geht auf das Mädchen zu und sagt: „Hallo, ich bin Lena! Wer bist Du?“ Das Mädchen sieht fragend zu ihrer Mutter und antwortet nicht. Dafür lächelt die Mutter Lena an. Sie zeigt auf ihre Tochter und sagt: „Samira.“ Lena fragt: „Samira, kommst du mit zu den Schaukeln? Ich will dir mal zeigen, wie hoch man damit schaukeln kann, das macht richtig Spaß!“ Samira schaut sie fragend an und die Mutter sagt etwas in einer fremden Sprache. „Ok“ denkt Lena, „sie sprechen kein Deutsch, ich muss es anders versuchen“ und probiert es mit Gesten. Samira scheint sie zu verstehen und kommt vorsichtig mit Lena mit. Beim Schaukeln haben sie viel Spaß. Samira ist sehr mutig und zeigt Lena, wie sie auch im Stehen schaukeln kann. In den folgenden Tagen treffen sie sich immer wieder auf dem Spielplatz, bald kommt Samira auch ohne ihre Mama. Lena und Samira bringen sich gegenseitig viele Wörter bei – durch Gesten nach Nachsprechen. So können sie sich immer besser verständigen. Für „nach/zu Hause“ machen sie z.B. mit den Händen ein Dach über ihrem Kopf. Eines Tages schenkt Samira Lena ein selbstgemaltes Bild: Es zeigt zwei Häuser mit Menschen davor. Samira zeigt auf das eine Haus und sagt: „Aleppo.“ Und dann auf das andere Haus: „Berlin.“ Vor dem Berliner Haus hat Samira sich selbst, ihre Mama und Lena gemalt. Und dann zeigt Samira die Geste und sagt dazu: „Zwei Hause!“ und lacht!